Wie Sie bei Online-Präsentationen überzeugen

Viele von uns präsentieren jetzt online. Wir treffen uns virtuell via Zoom, WebEx oder Microsoft Teams, anstatt Ideen am Konferenztisch auszutauschen. Das ist erst einmal ungewohnt. Mir fällt es schwer in die Kamera zu sprechen, wenn ich meine Zuschauer nicht sehen kann.

Der Unterschied zwischen Online- und Präsenzpräsentationen

Einer der größten Unterschiede zwischen einer Präsenz- und einer Onlinepräsentation ist die Umgebung. Konferenzräume sind meistens neutral gehalten, um nicht abzulenken. Im Home-Office oder am Küchentisch stehen Sie im Wettbewerb mit eingehenden Mails, dem nächsten Meeting oder den Kindern, die betreut werden müssen. Wenn dann noch der Ton hakt, weil die Leitung schwächelt, ist die nächste Ablenkung nur einen Mausklick entfernt.

Worauf kommt es an bei einer guten Online-Präsentation?

Was können Sie tun, damit Sie auch Online spannender sind als alles andere? Von der Art und Weise, wie Sie Ihren Inhalt aufbereiten, visualisieren und vortragen bieten sich viele Möglichkeiten an:

1. Nur wer sich zeigt wird auch gesehen

Die Stimme aus dem Off, die Folien vorliest? Langweilig! Zeigen Sie sich, schalten Sie Ihre Kamera ein. Viele Systeme bieten die Möglichkeit, neben den Folien auch den Presenter zu zeigen. Wenn Sie in die Kamera blicken, hast das schon fast etwas von Augenkontakt und Zuschauer sind länger aufmerksam. Mehr dazu habe ich im letzten Artikel schon geschrieben.

2. Präsentieren Sie nur das Wesentliche

Ich weiß, ich weiß… Sie haben so viel zu sagen und alles ist wichtig. Was davon ist das Wichtigste? Was können Sie weglassen, ohne Ihre Botschaft zu schwächen? Was ist die eine Idee, die Sie kommunizieren möchten? Das reicht oft schon, um Ihre Kunden mit auf die Reise zu nehmen.

Ein zweiter Aspekt davon ist Zeit. Nur weil Sie 30 Minuten Zeit haben, präsentieren Sie nicht die volle Zeit. Verplanen Sie 50%. Der Rest geht oft für technische Probleme, Fragen, Anmoderation und die obligatorische Vorstellungsrunde drauf.

Das hilft Ihnen auch pünktlich zu enden. Keiner will zu spät zum nächsten Meeting und niemand ist böse, wenn er 5 Minuten länger Pause hat.

3. Fahren Sie langsam, ich habe es eilig

soll Adenauer zu seinem Fahrer angeblich gesagt haben. Das ist beim Sprechen ähnlich. Die meisten von uns reden zu schnell und bekommen dabei die Zähne nicht auseinander. Falls die Videofunktion deaktiviert, haben Sie nur TON als Medium.

4. Mach mal Pause

Pausen gehören zu Ihren kraftvollsten Werkzeugen und sie bieten Ihnen gleich drei Vorteile:

  • Zuhörer benötigen eine Pause, um zu verarbeiten, was Sie gerade gesagt haben. Wenn Sie ohne Punkt und Komma sprechen, geht Ihre Idee bei mir links rein und rechts wieder raus.
  • Worte benötigen eine Pause, um wirken zu können. Wenn Sie Ideen besonders betonen möchten, gönnen Sie ihnen eine kurze Pause.  Davor oder danach. Sie werden schnell merken, wie einfach die Spannung steigt.
  • Sie benötigen eine Pause, um über den nächsten Satz nachzudenken. Ich hoffe, DAS war kein neuer Impuls für Sie.

5. Interaktion schafft Resonanz

Die Zeiten von Frontalunterricht sind hoffentlich lange vorbei. Besonders bei Online-Präsentation schaffen sie Aufmerksamkeit durch Interaktion. Kein Mensch steht morgens auf und denkt: Heute habe ich so richtig Lust auf eine Online-Präsentation. Das geht Ihren Kunden genauso wie Ihnen. Hören Sie auf zu präsentieren und kommen Sie ins Gespräch. 

Aufmerksamkeitsspannen lassen nicht nach, sie entwickeln sich weiter. Starten Sie mit einer Umfrage, nutzen Sie den Chat, stellen Fragen. Zusätzliche Tools wie VOXR oder Mentimeter helfen Ihnen, Aufmerksamkeit zu gewinnen und zu halten.

6. Erzeugen Sie knisternde Spannung mit…

Wenn Sie Ihr Programm stur abspulen, steigen Ihre Zuhörer wahrscheinlich schnell aus. Die Lösung: Cliffhanger. Fallen Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern halten Sie die Spannung aufrecht.

Der Begriff stammt angeblich aus dem Roman A Pair of Blue Eyes von Thomas Hardy. Der Roman erschien als Serie in einer Zeitschrift. In einer Szene kann sich der Protagonist nur noch an einem Grasbüschel festhalten, um nicht die Klippen runter in den Tod zu stürzen. Hier finden Sie drei Möglichkeiten:

  • Was ist das Happy End?

„Mit dem folgenden Model können Sie nicht nur die Aufmerksamkeit Ihrer Kunden gewinnen, sondern gleichzeitig auch Vertrauen aufbauen. Sie ändern nur eine Kleinigkeit an der Art, wie Sie Ihre Ideen präsentieren.“

Sie erklären Ihren Zuhörern genau, was sie bekommen – ohne den Punkt gleich zu nennen. Aufmerksamkeit gewinnen, Vertrauen aufbauen… Das erreichen Sie auch, wenn Sie diese Tipps im nächsten Online-Meeting umsetzen. Aber ich füttere Sie zuerst ein bisschen an, um die Spannung zu erhöhen.

  • Was ist die große Tragödie?

Manchmal erzähle ich in Workshops von meinem ersten Vortrag. Der war so schlecht, dass … Die Moral von der Geschichte ist: „Das wird Ihnen nicht passieren, wenn Sie zukünftig folgende Punkte beachten…

Die Tragödie bezieht sich auf etwas, was Ihre Zuhörer vermeiden wollen. Fallen Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus. Machen Sie es spannend.

  • One more thing…

witzelte Steve Jobs am Ende seiner Präsentationen und das Publikum hat förmlich drauf gewartet. Neben dem Happy End und der Tragödie gibt es noch viele weitere Cliffhanger. Mein Liebling ist gleichzeitig auch der mit dem meisten Punch. Sie können bestimmt ahnen, welcher das ist…

7. Zahlen, Daten, Folien

„Was nervt am meisten an Präsentationen?“ Folien vorlesen gehört für mich in die Top 3. Das ist im Konferenzraum schon einschläfernd. Wenn Sie online präsentieren und vorlesen, MUSS ich als Kunde abschalten.

Wir können zuhören ODER den Text auf der Folie lesen. Beides geht nicht, bzw. verwirrt nur. Am besten sprechen Sie frei, gern auch mit Notizen. Allerdings: Die Folien sind kein Handout!

8. Stories statt Bulletpoints

Aufzählungen machen sich prima im Handout. Nutzen Sie in Online-Präsentationen lieber Bilder, um Ihren Punkt zu verdeutlichen. Ein überraschendes Bild, kombiniert mit einer emotionalen Story können sich Ihre Kunden viel besser und länger merken, als die 9 Aufzählungspunkte mit den Produktmerkmalen. Hier ein Beispiel:

Mit Online-Präsentationen überzeugen

Was glauben Sie bleibt länger haften? Links oder rechts?

Zusammenfassend

  • Zeigen Sie sich, schalten Sie die Kamera ein.
  • Präsentieren Sie nur das Wesentliche.
  • Sprechen Sie langsam, nutzen Sie Pausen.
  • Beteiligen Sie Ihre Zuschauer.
  • Nutzen Sie Cliffhanger und spannende Geschichten.

Jetzt sind Sie an der Reihe

Ihre Ideen haben es verdient gehört zu werden. Investieren Sie jetzt ein wenig Zeit und Arbeit, um auch online mit Ihrer Präsentation zu überzeugen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg dabei. Schreiben Sie mir gern Ihre Erfahrungen. Ich freue mich auf Ihre Meinung.

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