Storytelling ist so viel mehr als nur Fiktion und Märchenstunde. Geschichten können Ihnen helfen komplexe Ideen verständlich zu erklären. Trockene Zahlen und Fakten bekommen mit der richtigen Story erst eine Bedeutung. In Präsentationen und Verkaufsgesprächen ist Storytelling wirkungsvoller als reine Informationen alleine. Hier sind 10 Storytelling-Tipps, mit denen Sie sofort bessere Geschichten erzählen.
1. Schreiben Sie den ersten Entwurf so schnell wie möglich.
Damit meine ich nicht die Anschläge pro Minute auf Ihrer Tastatur. Schreiben Sie Ihre Ideen auf, sobald Sie welche haben. Raus aus dem Kopf – rauf aufs Papier.
“The first draft of everything is shit!” Das Zitat stammt angeblich von Ernest Hemingway. Mit einem Blick auf meine ersten Entwürfe kann ich sagen: Er hat Recht. Meistens.
Aber die Story muss geschrieben werden, damit sie auch erzählt werden kann.
Mir fällt es leichter, einen ersten Entwurf zu verbessern, als ihn zu schreiben. Also trickse ich mich selbst aus und schreibe erst einmal alles auf. Dann habe ich etwas zum Editieren.
You can´t edit a blank page – Jodi Picoult
2. Behalten Sie den ersten Entwurf für sich.
Vielleicht denken Sie: „Michael, der erste Entwurf ist doch schon gut.“ Vielleicht würden Sie auch lieber zum Zahnarzt gehen, als eine entworfene Story noch einmal zu überarbeiten. Allerdings kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Es lohnt sich!
„Gilt das auch für Emails?“ Ja, natürlich. „Und was ist mit meinem Post auf LinkedIn?“ Sie kennen die Antwort.
Oft brauchen Sie nur einen weiteren Durchlauf, um aus einer mittelmäßigen Story eine Hammergeschichte zu machen. Ich drehe drei bis vier Runden, bevor Sie etwas von mir lesen oder hören. Schließlich will ich mich nach Versenden dieses Artikels nicht bei Ihnen entschuldigen müssen.
3. Show. Don´t tell.
heißt es in Hollywood so schön. Anstatt Ereignisse nur zu beschreiben, legen Sie noch eine Ebene drauf. Was passiert gerade in Ihrer Story? Wie klingt es, wie fühlt es für die Zuhörenden an? Schalten Sie das Kopfkino ein, malen Sie mir ein Bild in den Kopf.
Anton Pawlowitsch Tschechow bringt es für mich auf den Punkt: „Sag mir nicht, dass der Mond scheint, zeig mir das Glitzern des Mondlichts auf zerbrochenem Glas“.
Ein Beispiel:
Tell: Es ist mucksmäuschenstill.
Show: Die Stille ist ohrenbetäubend.
Denken Sie immer daran, niemand ist heute aufgestanden mit dem Gedanken: „Heute habe ich so richtig Lust auf eine langweilige Geschichte.“
4. Stellen Sie sich Ihren Kunden genau vor.
„Geerdts, jetzt bitte keinen Absatz über Buyers Persona oder Zielgruppen, bitte.“ Keine Sorge, es ist viel einfacher. Der Newsletter für diesen Artikel ging heute an 1793 Menschen. Allerdings habe ich beim Schreiben nur an SIE gedacht. Ernsthaft.
Was ist der Unterschied zwischen den folgenden beiden Sätzen?
- Ich verrate Ihnen heute 10 Tipps für bessere Geschichten.
- Sie erfahren heute 10 Tipps für bessere Geschichten.
Richtig, die Perspektive: Gleicher Inhalt, andere Erzählrichtung. Achten Sie bei Ihren Stories und Präsentationen darauf, wie oft Sie ICH und SIE sagen. Je mehr SIE, desto besser.
5. Genießen Sie die Fahrt.
Storytelling ist für mich wie Achterbahn fahren. Da gibt es viel Abwechslung durch Höhen, Tiefen – und manchmal auch Loopings. Ich sitze gern im ersten Wagen, das bringt mir am meisten Spaß.
Sie haben hoffentlich genauso viel Freude beim Lesen dieses Artikels, wie ich beim Schreiben? Sie würden schnell merken, wenn mir das hier keinen Spaß bringen würde. Weshalb sollte es Ihren Kunden anders gehen?
Wenn Sie keine Freude mit Ihrem Storytelling haben, werden Ihre Kunden das zwischen den Zeilen ganz sicher bemerken. Also: Genießen Sie die Fahrt.
6. Lesen Sie die fertige Story einmal laut vor.
„Ich renn doch nicht durchs Home-Office und führe Selbstgespräche.“ Doch, genau das meine ich.
Wir schreiben anders, als wir sprechen. Viele Stories – und Folien – klingen gelesen viel geschmeidiger als laut ausgesprochen. Lesen Sie zum Spaß den letzten Brief Ihres Steuerberaters oder Ihres Bürgerbüros laut vor. Klingt umständlich, oder?
Meine Freundin flüchtet immer, wenn ich Vorträge laut zu Hause übe. Ich tue es trotzdem. Was mir das bringt? Ich stolpere dabei über missglückte Formulierungen und ellenlange Sätze. Wenn Sie mit einem Atemzug nicht bis zum Satzende kommen, ist er zu lang. Mir fällt es auch auf, wenn ich mich zu sehr nach Amtsdeutsch oder meinem Klassenlehrer klinge. Es sollte sich eher wie ein Plausch bei einem Kaffee anhören.
7. Üben Sie täglich.
Feilen Sie jeden Tag an Ihren Stories. Erzählen Sie täglich eine kleine Anekdote. Zu Hause, im Supermarkt, bei der Teamrunde im Online-Meeting. Weshalb? Weil Storytelling so automatisch zur Gewohnheit für Sie wird. Es wird sich nicht nur natürlich anfühlen, Sie auch werden schnell wirkungsvollere Geschichten erzählen.
8. Schalten Sie den Laptop aus.
Greifen Sie stattdessen öfter zu Stift und Papier. Wahrscheinlich wird dann alles etwas länger dauern. Und gerade deswegen ist es so wichtig, ab und zu etwas zu Papier zu bringen. Sie werden langsamer schreiben. Das wird sich positiv auf Ihren Ausdruck auswirken. Zum anderen verlieren Sie sich nicht in den 1001 Möglichkeiten den Text mal eben zu kopieren, wieder einzufügen, umzustellen oder sonst irgendwie daran zu frickeln.
9. Schreiben Sie heute die erste Story.
Es kann auch eine grobe Gliederung sein. Zumindest der erste Satz einer Geschichte oder der nächsten Präsentation. Am besten jetzt.
10. Schreiben Sie gleich noch den letzten Satz.
Ganz einfach: Was sollen Ihre Zuhörer aus der Story mitnehmen? Was ist die Moral von der Gschicht?
2013 habe ich an einem Workshop in Kalifornien teilgenommen. Einer der Redner kam auf die Bühne und fragte: „Wer von Euch will noch diesem Jahr ein Buch schreiben?“ Links und rechts von mir gingen die Hände hoch.
„Okay, nimm Dein Notizbuch und schreibe auf die erste Seite: „Meine Story“. Blättere bis zum Ende des Buches und schreibe auf die letzte Seite: „Ende“.
„Herzlichen Glückwunsch, Du hast die ersten Schritte schon getan. Dein Buch ist fast fertig. Alles, was Du jetzt noch zu tun hast, ist die Lücke zwischen den beiden Buchdeckeln zu füllen.“
Ich schmunzele heute immer noch, wenn ich an den Moment denke. Es muss nicht gleich ein ganzes Buch sein. Fangen Sie mit einer kurzen Story an. Oder dem ersten und letzten Satz.
Jetzt sind Sie dran!
Wie haben Ihnen diese 10 Storytelling-Tipps, mit denen Sie sofort bessere Geschichten erzählen gefallen? Schreiben Sie mir gern Ihren ersten Satz in die Kommentare. Wenn Sie sich Unterstützung für Ihre nächste Story oder Präsentation wünschen, buchen Sie jetzt Ihren kostenlosen 15-Minuten ZoomCall und lassen Sie uns reden. Ich freue mich auf unser Gespräch.
Herzlichst Michael Geerdts.