„Die letzte Präsentation war eine mittlere Katastophe. Irgendwie habe ich mein Publikum nicht erreicht. Schon nach kurzer Zeit haben die Zuhörer sich unterhalten und einige sind einfach gegangen.“ Sabine schaut mich an. Sie nimmt mit 14 anderen Gründerinnen an der Summerschool der bwp-akademie teil. „Wie kann ich meine Idee zukünftig emotionaler rüberbringen, um so potentielle Kunden zu begeistern?“
Haben sie schon mal vor Rührung bei einem Vortrag geweint oder sich vor lauter Lachen auf die Schenkel geklopft? Ich schon. Wenn ihre Botschaft im Gedächtnis haften bleiben soll, geht es weniger um Produkteigenschaften. Es geht um die Emotionen, die sie in ihrem Publikum wecken.
Die geheime Struktur wirksamer Präsentationen
Als Redner ist es ihr Job, sich die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer durch ihren Vortrag zu sichern. Steve Jobs ist jemand, der das meiner Meinung nach meisterhaft beherrschte. Seine Vorträge folgten einer bestimmten Choreographie, mit der er seine Zuhörer berührte und förmlich mitriss.
Meine Kollegin Nancy Duarte hat viele Reden und Präsentationen untersucht, unter anderem auch die von Steve Jobs. Die Essenz ihrer Analyse ist eine wirksame Präsentationsform, die sie 2011 in einem wunderbaren TED-Talk vorstellt: die Sparkline. Damit können auch sie präsentieren wie Steve Jobs.
Ein praktisches Beispiel für Storytelling:
Lassen Sie uns das am Beispiel der Iphone- Präsentation genauer betrachten. Sie brauchen für diese Form einen Beginn, einen Hauptteil (mit viel Kontrast!) und einen Schluss. Mehr zur Sparkline erfahren Sie auch im Workshop Storytelling.
- Anfang
Steve Jobs startet mit einem Überblick über den aktuellen Markt. Er zeigt damit auf, was ist. Dann beginnt die Präsentation des neuen IPhone: „Heute ist ein Tag, auf den ich mich seit zweieinhalb Jahren freue. Ab und zu taucht ein revolutionäres Produkt auf, das alles verändert.“ Er startet gleich mit einer persönlichen Ministory und einem gewagten Statement.
Danach erzählt er mehrfach über drei Produkte bis… „verstehen Sie es? Es handelt sich nicht um drei verschiedene Geräte. Es ist ein einzelnes Gerät. Und wir nennen es Iphone.“ Steve Jobs schafft jetzt den ersten Kontrast und zeigt auf, was sein kann. Diese Stelle markiert den ersten Wendepunkt und damit den Übergang zum Mittelteil.
- Mittelteil
Im Mittelteil beginnt Steve Jobs wieder mit dem, was ist: „Bevor wir starten, lassen Sie mich noch über ein paar Dinge sprechen. Die besten Telefone werden Smartphones genannt. Und sie sind eine Kombination aus… Aber das Problem ist, sie sind nicht so smart und nicht so einfach zu bedienen…“
Dann pendelt er immer wieder zwischen dem, was ist und dem, was sein kann. „So sehen Mails auf diesen Telefonen aus. Und noch einmal, SO sehen Mails auf dem Iphone aus.“ Sinngemäß hören sie die nächsten 45 Minuten: „Das kann Dein Telefon. Und schau, wie toll das Iphone ist.“ Durch diesen starken Kontrast schafft er es, sein Publikum immer wieder neu zu fesseln und zu begeistern.
Grandios finde ich seinen Anruf bei Starbucks, bei dem er 4000 Latte-to-go bestellt. Mein persönliches Highlight ist der Moment, in dem die Fernbedienung ausfällt und er eine lustige Geschichte aus seiner Studienzeit erzählt: „Als ich in der Highschool war… Wie viel Geschichten erzählen sie in ihren Präsentationen?
Steve Jobs leitet dann zum zweiten Wendepunkt über, der Handlungsaufforderung oder dem Call-to-Action. Jetzt geht es darum, was zu tun ist.
- Schluss
Nancy Duarte nennt diesem Teil the new bliss oder auch die Verheißung. Hier beschreiben sie die neue Zukunft bzw. sie motivieren ihre Zuhörer zum Handeln. Steve Jobs erinnert die Zuhörer noch einmal an Apples Tradition, revolutionäre Produkte zu entwickeln und beteuert, dass das auch in Zukunft so sein wird.
„Es gibt ein Zitat von Wayne Gretzky, dass ich sehr liebe: Ich fahre dorthin, wo der Puck sein wird. Nicht dahin, wo er war. Wir bei apple haben von Anfang an versucht genau das zu machen. Und das werden wir auch weiter so tun.“
Was haben sie davon?
Sabine hat sich nach unserem Tag gleich hingesetzt und die Inhalte auf ihre Abschlusspräsentation angewendet. Sie möchten wissen, was dabei heraus gekommen ist? Ein Publikum, dass ihr förmlich an den Lippen hing, aufmerksam zuhörte und sich sehr für ihre Idee interessierte?
„…ganz herzlichen Dank für den tollen Tag während der Summer School in Neu-Ulm. Deine Ideen und Anregungen haben es mir ermöglicht, meine Präsentation zum Ende der Summer School trotz der knappen Vorbereitungszeit auf eine Weise zu halten, die ich mir vorher nicht vorgestellt hatte. Beste Grüße, Sabine .“
Jetzt sind sie dran
Möchten Sie ihre Ideen genauso emotional und mitreißend wie Steve Jobs oder Sabine präsentieren? Dann probieren sie die Sparkline doch gleich bei nächster Gelegenheit aus. Mehr zur Sparkline erfahren Sie auch im Workshop Storytelling. Schreiben Sie mir gern Ihre Erfahrungen und hinterlassen Sie einen Kommentar.