„Wie kann ich eine komplexe Idee in kurzer Zeit verständlich präsentieren?“ Diese Frage stellten sich die 6 Finalisten des Speed Lecture Award 2018, mit denen ich im Juni zusammen gearbeitet habe. Die sechs jungen Forscher hatten drei Dinge gemeinsam: Sie hatten spannende Forschungsprojekte, waren hochmotiviert und hatten jeweils nur 3 Minuten Zeit.
Hätten Sie als Zuschauer jetzt Lust auf textlastige Folienschlachten, gespickt mit Fremdworten? Wahrscheinlich nicht. Wie wäre es, die Präsentation in eine Geschichte zu verpacken?
Vom Schnarchgeräusch zum Kopfkino
Anders als bei einem Tortendiagramm schaltet sich bei einer Story sofort das Kopfkino ein. Wenn Sie alle Sinne ansprechen, aktivieren Sie mehr Bereiche in den Gehirnen Ihrer Zuhörer, als mit informationsüberladenen Folien.
Dopamin, Oxytocin und Endorphin werden ausgeschüttet. Wir sind aufmerksamer, motivierter und können uns die Inhalte leichter merken. So ist Ihr Publikum mittendrin, statt nur dabei.
„Ist denn das auch seriös?“ hat mich eine der Forscherinnen gefragt. Das höre ich oft. Oder: „Geschichten will doch keiner hören.“ Wenn das stimmt, woher kommen dann 9 Milliarden Umsatz im Buchhandel?
Und wer sind die 122 Millionen Kinogänger 2017. Wie lieben es Stories zu hören und zu erzählen. Wieso holen wir also nicht das Lagerfeuer an den Konferenztisch, um komplexe Ideen mit einer Story verständlicher zu präsentieren? Zurück zum Speed Lecture Award.
Asse im Ärmel
„Will man ein Ass im Ärmel haben, so muss man erst eines hineinstecken.“ Rudi Carrell. Neben der Heldenreise und dem Pixar-Pitch gibt es noch andere Möglichkeiten eine Story aufzubauen. Eine davon ist ASS.:
Aufmerksamkeit – Story – Schlussimpuls.
Was bedeutet das jetzt für Sie und die Finalisten des Speed Lecture Awards? Eine packender Pitch hat, genau wie ein Hollywood-Blockbuster, einen Beginn, eine Mitte und ein Ende. Laut einer Studie von Microsoft aus dem Jahr 2015 liegt unsere Aufmerksamkeitsspanne gerade bei acht Sekunden.
Vergessen Sie also langweilige Phrasen, die wir alle schon zu oft gehört haben. Kein Guten Tag, mein Name ist, keine Agenda und kein Lebenslauf. „Okay Michael, das habe ich verstanden.“ sagte Anna. „Und was jetzt?“
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
schrieb Hermann Hesse. Und er hatte Recht. „Starte lieber mit einer inspirierenden Frage, einer Aussage oder einer kurzen Story, um das Publikum abzuholen und Lust auf das Thema zu machen.“ Anna hat ein einfaches Verfahren entwickelt, mit dem Mütter den Anteil von Medikamenten in der Muttermilch messen können. Sie beginnt ihre drei Minuten mit: „Als Eltern möchten Sie nur das Beste für Ihre Kinder, oder?“ Ein Start, der auf das Thema einstimmt und Lust auf mehr macht.
Vielleicht haben Sie im März die Oscarverleihung verfolgt. Frances McDermond startete ihre Dankesrede mit „If i fall over, pick me up. I´ve got some things to say.“ Nach so einem Satz will ich wissen, wie es weitergeht. Sie auch?
Das Geheimnis der großen Geschichtenerzähler
Im Mittelteil geht es darum, das Thema möglichst spannend zu präsentieren. Erzähle mir von einer sympathischen Heldin, die auf dem Weg zu ihrem Ziel einige Herausforderungen bewältigt. Wie macht Deine Idee das Leben Deiner Kundin leichter?
Und Anna erzählt von einer jungen Mutter. Sie möchte ihr Kind stillen, macht sich aber Gedanken um die Schmerzmittel, die sie genommen hat. Da kommt Annas Idee ins Spiel. Ein einfaches Messverfahren, „works like magic! So leicht wie ein Schwangerschaftstest. Und die App zeigt Dir in wenigen Momenten an, ob Du Dein Kind stillen kannst. Smart oder?“ Wenn wir uns mit dem Protagoisten identifizieren, wollen wir auch wissen, wie es weitergeht.
Als Steve Jobs 2001 den Ipod vorstellte, sprach er nicht über Geräteabmessungen oder Speichervolumen. Er sagte lediglich: „Dieses fantastische, kleine Gerät speichert 1000 Songs und es passt sogar in meine Tasche.“ 1000 Songs in der Tasche. Und der Rest, wie es so schön heißt, Geschichte.
Ende gut, alles gut
Was kommt zum Schluss? Nein, nicht vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das grenzt für mich schon an vorsätzliche Körperverletzung. Wie bei einem Blockbuster braucht auch eine kurze Präsentation ein großes Finale. Etwas, was die Geschichte rund macht und mich als Zuhörer motiviert etwas zu tun. Handlungsaufforderung klingt typisch deutsch und etwas sperrig. Call to Action heißt es auf Englisch.
Anna schließt mit: „Lasst uns gemeinsam die Zukunft gestalten.“ 2:58 Minuten. Donnernder Applaus und Standing Ovations. Wieviel Begeisterungsgefahr kann von Ihnen aus gehen, wenn Sie sich ein paar Asse in die Ärmel stecken?
Posten Sie Ihren besten Tipp in die Kommentare. Ich freue mich auf Ihre Erfahrungen. Herzlichen Dank, dass Sie zu meinen Lesern gehören.