oder wie Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer gewinnen
Präsentationen, die nur aus endlosen Folienschlachten oder Zahlen, Daten und Fakten bestehen, finde ich sterbenslangweilig. Nutzen Sie die Kraft einer guten Geschichte, um Ihre Zuhörer neugierig auf Ihre Ideen zu machen.
Zusammen mit fünf Kollegen war ich vor kurzem in der Schweiz. Drei Tage Training für Führungskräfte bei einer Bank. Es ging nicht nur um Firmenwerte, Führungsgrundsätze und Coachingtechniken, sondern auch um die Themen Leistungsfähigkeit und Erholung. Eine ganze Trainingsstunde befasste sich nur mit der Frage: Wie kann ich als Führungskraft im Arbeitsalltag körperlich und geistig fit bleiben?
Sie und die 56 Investmentbanker haben etwas gemeinsam haben. Wahrscheinlich wissen Sie, dass Obst gesünder als Schokolade ist. Sie wissen, dass es besser ist die Treppe zu nehmen und nicht den Fahrstuhl. Und ich brauche Ihnen auch nicht zu sagen, dass Sie leistungsfähiger sind, wenn Sie ausreichend geschlafen haben. Sie wissen das.
Wie konnte ich also die Zuhörer für das Thema sensibillisieren und neugierig auf die Fakten und Information machen? Mit einer persönlichen Geschichte. „Michael, Du kannst doch in einer Bank keine Geschichten erzählen“, denken Sie jetzt vielleicht. Wie passt das zu einer Branche, in der es um Anlagen, Risikoberechnungen und Rendite geht?
Vergiß die Folien und erzähle eine Story
„Möglicherweise haben sich einige von ihnen schon gefragt, weshalb wir uns im Rahmen dieses Trainings mit körperlicher und geistiger Erholung befassen. Oder weshalb ich etwas dazu zu sagen habe, obwohl ich kein Arzt bin.
Am 09.03.1997 bin ich kurz vor 09:00 aufgewacht. Als ich die Augen öffnete, sah ich meinen Bruder. „Michael, Du hattest einen Autounfall und liegst auf der Intensivstation. Bleib ganz ruhig, es ist nicht so schlimm.“ Können Sie sich vorstellen wie es ist, mit 80 km/h gegen einen Baum zu fahren? Ich nicht, obwohl es mir passiert ist. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.
Ich weiß noch, dass ich gegen 04:00 ins Auto gestiegen bin, um nach Hause zu fahren. Das ist alles. Dem Fahrer des Rettungswagens habe ich angeblich meinen Namen und meine Anschrift genannt, sagt er. Auch das weiß ich nicht mehr.
Pausen haben Konsequenzen. Nichtpausen auch.
An die sechs Monate vor dem Unfall kann ich mich sehr gut erinnern. Ich habe damals viel gearbeitet und war beruflich viel unterwegs. Sie kennen das vielleicht: wenig Bewegung, schlechtes Essen, endlose Kilometer im Auto und viele Übernachtungen in Hotels. Oft war ich müde. Doch anstatt eine Pause zu machen und mich zu erholen, habe ich einen Kaffee getrunken. Viele von ihnen machen das bestimmt genauso.
An jenem Sonntagmorgen wollte ich einfach nur nach Hause. In mein eigenes Bett. Wahrscheinlich bin ich eingeschlafen. Wie oft habe ich vor dem Unfall auf mein Sportprogramm verzichtet, weil irgendetwas gerade wichtiger war? Wie oft hatte ich „keine Zeit“ für eine Pause? Jetzt hatte ich Zeit. Viel Zeit.
Vier Monate später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Nach sieben Monaten konnte ich ohne Krücken laufen. Damals hatte ich zwei Gedanken. 1. Gut, dass Dir das passiert ist. Es hätte schlimmer kommen können. 2. Das passiert Dir nie wieder. Ab jetzt achtest Du mehr auf Dich und nimmst Dir dir Zeit.“
Absolute Stille im Trainingsraum. Niemand checkte seine Mails im Handy oder unterhielt sich mit seinem Nachbarn.
[Tweet „The Thing that changes heart and mind is story – Dustin Lance Black, Autor, Storyteller“]
Wissenschaftler haben bewiesen…
Prof. Paul J. Zak und sein Team haben an der Claremont Graduate University untersucht, wie emotionale Geschichten auf unser Gehirn wirken. Sie haben herausgefunden, dass Geschichten, die persönlich und emotional überzeugend sind, wesentlich mehr Areale unseres Gehirns beteiligen, als eine endlose Reihe von Fakten. Deswegen bleiben diese Geschichten besser in Erinnerung und Sie gewinnen damit die Aufmerksamkeit Ihres Publikums.
Stories that are personal and emotionally compelling engage more of the brain, and thus are better remembered, than simply stating a set of facts.
Am Ende der Trainingseinheit kam meine britische Kollegin Jo zu mir und meinte: „Thanks for sharing your Story Michael. That was so powerful. You got them.“
Machen Sie es persönlich
Seit Tausenden von Jahren nutzen wir Stories, um unsere Realität zu beschreiben. Wenn die Zuhörer Ihre Geschichte kennen, wo Sie herkommen, was Sie tun oder was Sie mit anderen gemeinsam haben, werden Sie Ihnen leichter vertrauen. Wie sie Geschichten finden und mitreissend erzählen, erfahren Sie im Workshop Storytelling.
Wenn Sie andere für Ihre Ideen begeistern möchten, verzichten Sie auf reine Datenwüsten und Bulletpointschlachten. Nutzen Sie auch die Kraft einer guten Story, gewinnen Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer, bleiben Sie in Erinnerung. Get them!
8 Antworten
Danke für Deine Geschichte. Michael, Du bist ein großartiger Geschichtenerzähler. Vielleicht wird es mal Zeit, dass Du ein Buch der Geschichte schreibst – ich werde es mir kaufen! Herzlichst, Sandra
Hallo Sandra,
„vielen Dank für die Blumen.“ Das Buch wartet schon seit 2 Jahren darauf geschrieben zu werden. Vielen Dank für Dein Vertrauen und weiterhin viel Freude beim lesen, Michael.
Hallo,
ich hätte eine Frage zum Storytelling – ich habe bald meine erste Presskonferenz und soll mit einer Definition beginnen die keiner im vollen Umfang verstehen wird/kann. Kann ich nicht vorher anstatt der üblichen Floskeln mit „Stellen Sie sich vor … eine Geschichte mit einer alten Frau beginnt“ … das verstehen wir in der Praxis unter dem Begriff. Wissenschaftlich gesehen ist das komplexer …. jetzt die Theorie.
Es passt jetzt nicht ganz zu diesem Blog – die schwarzen Folien möchte ich in einer Vorlesung probieren – ich habe vor, die Studenten verschiedene Fragen zu einem Projekt zu fragen – jeweils eine Frage pro Folie … ist die Idee gut/kann das funktionieren? lg Alex
Hallo Alex,
herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Wenn ich Dich richtig verstanden habe fragst Du, ob Du statt der üblichen Floskeln (Begrüßung, Vorstellen des Referenten, Agenda) einfach mit einer Story beginnen kannst? Ja, kannst Du. Spannend finde ich die Aussage, dass die Definition keiner verstehen wird. Woher weißt Du das?
Schwarze Folien machen es Deinen Zuhörern leichter, sich auf Dich zu konzentrieren. Die meisten Presenter (der Klicker) haben auch eine mute-Taste oder Du kannst B am Rechner drücken. Ich persönlich arbeite lieber mit schwarzen Zwischenfolien. Du kannst mich gern unter 0176-72520253 anrufen, falls Du weitere Fragen hast.
Toitoitoi für Deine Pressekonferenz und lass´ mich wissen, wie es gelaufen ist. Herzliche Grüße, Michael.
So ein Entgegenkommen gibt es nur beim Herrn Geerdts – Die Antwort kommt innerhalb von ein paar Stunden und zusätzlich darf man sich noch privat melden. Vielen Dank.
Lg Alex
Hallo Alex,
bitte gerne. Telefonisch ist es ja einfacher. Ich drücke Dir die Daumen für Deine Pressekonferenz und Deine Story.
Herzlichst, Michael.
Hallo, die schwarzen Folien habe ich noch nicht versucht – es hat einfach nicht zur Situation gepasst. Das Storytelling auf der Pressekonferenz schon – negative Rückmeldung habe ich zumindest dafür keine bekommen.
Am Stil möchte ich festhalten – die Geschichte selbst könnte aber noch knackiger werden. Aller Anfang ist schwer. Auf Wunsch kann ich den Link zum Youtube-Video schicken.
Hallo Alex,
herzlichen Glückwunsch fürs experimentieren. Erlaube, wenn ich Dir in einem Punkt widerspreche: Aller Anfang ist leicht, denn wenn Du es zum ersten Mal angewendet hast, war es doch besser, als davor. 😉 Was meinst Du, wie oft ich an den Geschichten feile, bevor sie jemand liest oder hört? Oft. Also bleibe dran, es lohnt sich. Und schicke mir gern den Link zum Video.
Herzliche Grüße, Michael.