Was du von Menschen mit Vortragsangst lernen kannst

„Wie kann ich mich, meine Ideen und Produkte möglichst wirkungsvoll darstellen“? ist eine Frage, die sich viele Unternehmer und Verkäufer täglich fragen. Bestimmt nicht mit den 08/15 Präsentationen, von denen Sie bestimmt auch schon zu viele durchlitten haben.

„Ich stelle mich mal kurz vor… „ Aus. Abgeschaltet. Nächster. Mein befreundeter Kollege Steffen Moll ist Präsentationstrainer und Storyteller aus dem Süden der Republik. Er sagt: Die Welt ist eine Bühne.

Meine Bitte an ihn war, einen Beitrag zu schreiben, der Ihnen kurz und knapp aufzeigt, wie Sie mit Ihren Präsentationen Spuren hinterlassen, auch wenn das nicht so Ihr Ding ist:

Was du von Menschen mit Vortragsangst lernen kannst

Stell dir vor, du hättest panische Angst, allein schon beim Gedanken, vor mehreren Menschen sprechen zu müssen. Und wenn es sich doch nicht vermeiden lässt, dann zitterst du für alle sichtbar am ganzen Körper, fängst an zu stottern oder bekommst kaum ein Wort heraus. Danach fühlst du dich so elend, weil du mal wieder versagt hast, dass du dir tagelang Selbstvorwürfe machst.

Für Menschen mit Rede- und Vortragsangst bzw. sozialer Phobie ist das Realität.

Ein Präsentations-Training mit einer Selbsthilfegruppe

Als ich den Auftrag erhielt, für eine Selbsthilfegruppe für Rede- und Sprechangst ein 2-Tages-Präsentationstraining durchzuführen, spürte ich 3 Dinge:

  1. Wow, diese Menschen haben vom Leben eine echte Herausforderung mitbekommen
  2. Respekt, dass sie sich ihrer Angst stellen
  3. Puh, wie wird das Training wohl werden

Jetzt liegt das Training hinter uns: Wir haben geschwitzt. Gezittert. Aber von Übung zu Übung wurde es besser. Dafür haben wir immer mehr gelacht. Spaß mit sinnbefreiten Übungen gehabt. Uns intime Geschichten erzählt. Vertrauen und Sympathie aufgebaut (ein Nebeneffekt von Storytelling). Jeder einzelne hat viel präsentiert und am Ende hätten wir am liebsten noch einen Tag drangehängt. (Fun Fact: ein Jahr vor mir hat diese Gruppe auch schon mit Michael Geerdts trainiert).

Ich habe in dem Training von meinen Teilnehmern viel gelernt. Hier sind meine Top-Erkenntnisse für dich:

1.  Tipp: Denke hilfreiche Gedanken

Kennst du das: jemand betritt die Bühne und du denkst sofort: „Das wird gut“.

Oder das Gegenteil: „das wird nix“. Da hat der Redner noch nicht mal den Mund aufgemacht und wir spüren sofort: Ist sich der Redner seiner Sache sicher? Oder nicht? Brennt sie für ihr Thema? Oder nicht? Freut er sich schon seinen Zuhörern etwas Neues, Wichtiges, Spannendes, … zu erzählen? Oder nicht?

Die Frage ist also: „was denkt es in dir“, bevor du bei einer Businesspräsentation, Hochzeitsrede, Fachvortrag, etc. „die Bühne“ betrittst? Ich erlebe oft, dass jetzt Gedanken kommen, die nicht hilfreich sind: hier ein paar Beispiele:

  • Ich bin schlecht vorbereitet
  • Ich weiß nicht genug über mein Thema oder meine Zuhörer
  • Ich habe das noch nie gemacht, von daher wird das jetzt bestimmt nix
  • Vor anderen Menschen reden ist nicht mein Ding

Wie also umgehen mit diesen nicht hilfreichen Gedanken?

In unserem Training sind wir so vorgegangen:

  1. Wir haben bei jedem die individuelle Angst herausgefunden
  2. Sie als Satz formuliert (z. B. „Vor anderen Menschen reden ist nicht mein Ding“)
  3. Anschließend haben wir ihn umformuliert und erweitert (z. B. „Klar bin ich aufgeregt, aber mein Vortrag muss ja nicht perfekt sein“)
  4. Dann haben wir den Satz verinnerlicht
  5. Und ihn kurz vor jeder Redeübung nicht hörbar ausgesprochen bzw. gedacht

2.  Tipp: Raus aus dem Kopf, rein in den Körper

Die meisten Menschen kennen das: gerade eben wusste man noch was man sagen wollte, und dann ist der Gedanke plötzlich weg … Blackout.

Wenn wir in unserem Oberstübchen entweder völlige Leere oder gar Durchdrehen unserer Gedanken wahrnehmen, dann müssen wir wieder in unseren Körper kommen und beispielsweise:

  • Ein Glas Wasser trinken
  • Das Fenster öffnen
  • Bewusst den Boden unter den Füßen spüren
  • Eine Einstellung am Laptop oder Beamer vornehmen (einfach irgendwas)
  • In den Vortragsunterlagen blättern

Und das darf auch ein paar Sekunden dauern. Das gestehen uns die Zuhörer zu. Während wir im Körper sind, macht unser Gehirn ganz automatisch eine Art Neustart. Jetzt haben wir wieder neue Handlungsmöglichkeiten:

  • Vielleicht fällt dir ein, was du als Letztes gesagt hast: dann wiederhole das doch noch einmal
  • Du schaust auf dein Manuskript und machst einfach mit dem nächstbesten Thema weiter
  • Oder du gehst auf das Thema des Vortrags ein und erwähnst wie wichtig es ist
  • Du kannst auch einfach eine Frage ans Publikum stellen: „gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch Fragen?“
  • Und besonders hilfreich bei kleineren Gruppen: „Über was haben wir gerade gesprochen“.

3.  Tipp: Fokussiere dich auf deine Zuhörer statt. Nicht auf dich!

Eine Sache war für mich im Training mit der Selbsthilfegruppe für Redeangst bemerkenswert: je mehr wir uns kennen lernten und je mehr sich die Teilnehmer untereinander näherkamen, desto einfacher und lockerer wurde die nächste Redesituation gemeistert.

Mach deine Zuhörer zu Verbündeten

Mach sie zum Mittelpunkt deiner Vorbereitung, indem du dich bereits in der Vorbereitung fragst:

  • Wer ist mein Publikum?
  • Was ist der Wissensstand?
  • Welche Erwartungshaltung?
  • Geht es um Unterhaltung?
  • Information?
  • Oder Inspiration? (Im Idealfall enthält deine Rede von allem etwas)
  • Was kann ich geben, wie helfen oder unterstützen?

Das hat alles mit deiner inneren Haltung zu tun. Mehr dazu in diesem Artikel.

Fazit:

Redeangst spüren wir alle. Die Frage ist: wie gehen wir damit um. Die Antwort: höchst unterschiedlich. Aber wir können unsere Einstellung „einstellen“:

Aus nicht hilfreichen Gedanken können wir hilfreiche machen. Von Panik und Leere im Kopf können wir zur Ruhe im Körper kommen. Aus Fremden können wir Verbündete machen.

Das alles geht. Mit ein bisschen Training. Und dann kann auch etwas total Verrücktes passieren: wir bemerken, dass sich beim Gedanken an die nächste Präsentation ein neues Gefühl einstellt: Vorfreude.

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