Im vierten Teil der Reihe erfahren Sie, wie Sie mit einer gelungenen Fragestunde Ihre nächste Präsentation sicher, wirksam und überzeugend abschließen.
Sie können sich die beste Präsentation durch eine misslungene Fragestunde ruinieren. Wenn Sie jedoch ein paar Dinge beherzigen, werden Sie die Fragen nutzen, um aus Ihrem nächsten Vortrag ein wahres Erlebnis zu machen. Die folgenden fünf Punkte werden Ihnen genau dabei helfen.
5 Tipps für eine gelungene Fragestunde in Präsentationen
Begleiten Sie mich zu einem Vortragsabend hier in Berlin. Etwa 50 Gäste sitzen im Raum. Monika, die erste Rednerin, ist fast fertig mit Ihrem Vortrag. „Bevor Sie gleich die sieben versprochenen Geheimnisse erfahren, haben wir noch Zeit für ein paar Fragen.“ Großartig. Sie hat den wichtigsten Tipp beherzigt und nutzt die Fragestunde, um ihre Kompetenz zu unterstreichen.
1.) Beenden Sie Ihre Präsentation nie mit einer Fragestunde
Wenn Sie sich nur einen Satz aus diesem Artikel zu Herzen nehmen, dann diesen: Beenden Sie Ihre Präsentation nie mit der Fragestunde. Schon im letzten Artikel konnten Sie lesen: Die Fragestunde kommt grundsätzlich VOR dem Fazit.
Menschen erinnern sich besonders gut an das, was sie zuerst und zuletzt hören. Deshalb beenden Sie Ihre Präsentation zukünftig bitte mit Ihrer motivierenden Botschaft und einem Handlungsimpuls. Sie haben sonst keinen Einfluss auf den letzten Eindruck, den Sie hinterlassen. Und ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Menschen können komische Fragen stellen. Oder?
2013 habe ich einen guten Vortrag in den Sand gesetzt, weil ich mit einer Fragestunde geendet habe. „Welche Fragen haben Sie zu dem Thema noch?“ Ein Zuschauer meldet: „Was ich noch SAGEN wollte…“, dann beschwerte er sich zwei Minuten lang über Dinge, die nichts mit meinem Vortrag zu tun hatten. Was ist Ihrer Meinung nach beim Publikum hängen geblieben?
Planen Sie ruhig Zeit für eine Fragerunde ein, nur nicht am Ende. Fassen Sie danach die wichtigen Punkte noch einmal zusammen. Allerdings vor Ihrem Fazit und dem Appell (engl. Call-to-Action). Fordern Sie Ihr Publikum auf, etwas zu tun. So schließen Sie kraftvoll ab und bleiben positiv in Erinnerung.
2.) Geben Sie vor, wie viele Fragen Sie beantworten
„Bevor ich die wichtigsten Punkte für Sie zusammenfasse, haben wir Zeit für vier bis fünf Fragen. Wir haben jetzt fünf Minuten Zeit für Ihre Fragen, dann mache ich den Sack zu.“
Sagen Sie zu Beginn, wie viele Fragen Sie beantworten bzw. wie viel Zeit Sie sich dafür nehmen. So weiß Ihr Auditorium, dass gleich noch etwas kommt und verlässt nicht schon vorzeitig den Saal. Und Sie verhindern, dass die Fragestunde endlos ausufert und an Kraft verliert.
Ein Meister in dieser Disziplin ist der ehemalige US-General Norman Schwarzkopf. Schauen Sie sich eine der Pressekonferenzen auf youtube an. Zu Beginn grenzt er die Anzahl bzw. die Zeit ganz klar ein. „Sie haben 10 Fragen.“ Oft zählt er dann auch noch runter: „Noch drei Fragen, noch zwei Frage, die letzte Frage…“ , Sie können sehen, wie klar strukturiert er bei seinen Antworten ist und ihm das Ganze wahrscheinlich auch noch Spaß bringt. Doch zurück zu dem Vortragsabend nach Berlin.
3. Stellen Sie eine offene Frage
Monika, stellen Sie sich Meryl Streep vor, schaut neugierig ins Publikum. „Welche Fragen haben Sie noch?“. Und schon gehen die ersten Hände hoch. Wie jedoch leiten die meisten Präsentatoren ihre Fragerunde ein? Richtig: „Gibt´s noch Fragen?“ Als Dozent an zwei Hochschulen kann ich Ihnen verraten: Das ist die beste Strategie, um Fragen zu vermeiden.
Machen Sie es zukünftig besser, so wie Monika an diesem Abend. Stellen Sie eine offene, einladende Frage: „Welche Fragen haben Sie?“ Jetzt geht es nicht mehr darum, ob es Fragen gibt, sondern welche. Wenn Sie offen einleiten, ist es wahrscheinlicher, dass Ihnen jetzt gute Fragen gestellt werden. Meine Kunden und ich machen sehr gute Erfahrungen damit.
4.) Wiederholen Sie die Frage
Lassen Sie uns einen kurzen Abstecher nach Irvine, Kalifornien machen. 2011 habe ich Jeffrey Gitomer bei einem Workshop erlebt. Jeffrey ist einer, wenn nicht DER Verkaufstrainer in den USA. Nach dem Vortrag kamen wir kurz ins Gespräch. „Jeffrey, mir ist aufgefallen, dass Du jede Frage wiederholst. Was steckt dahinter?“ Er lachte kurz.
„Michael, das hat drei ganz einfache Gründe. Erstens stelle ich sicher, dass ich die Frage richtig verstanden habe. Abgesehen davon hat das für mich auch viel mit Wertschätzung zu tun. Zweitens helfe ich den anderen Zuhörern die Frage zu verstehen. Hier waren heute gut 500 Teilnehmer. Wenn Du mir vorne eine Frage stellt, hat das hinten in der Ecke niemand gehört. Drittens habe ich so mehr Zeit über die Antwort nachzudenken.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Vor allem, wenn mir die Antwort nicht gleich einfällt.“
5.) Bedanken Sie sich für die Frage
Wenn Sie 2012 auf dem Gründertag in Osnabrück gewesen wären, hätten Sie mich ordentlich schwitzen sehen. Ich bin der letzte Redner des Tages. Zwei der Vorredner haben stark überzogen, es ist fast 22.00 Uhr. „Welche Fragen haben Sie noch?“ Stille. In Gedanke zähle ich mit… Endlich meldet sich ein junger Mann in der ersten Reihe. Können Sie sich vorstellen, wie sehr ich mich über die Frage gefreut habe? Das habe ich ihm auch gesagt: „Vielen Dank, das ist eine sehr gute Frage.“ Loben Sie den Fragesteller und und bedanken Sie sich für das Engagement.
Bonus: Kommen Sie zum Punkt
Monika hat an diesem Abend alle Fragen kurz und knapp beantwortet. Das wirkte sehr selbstsicher und kompetent. Strukturieren Sie Ihre Antwort, falls Sie etwas weiter ausholen möchten. Denken Sie an Jeffrey Gitomer: „Das hat drei einfach Gründe. Erstens… zweitens.. und drittens.“ So haben auch Ihre Antworten immer einen roten Faden.
Zusammengefasst
- Beenden Sie nie mit einer Fragestunde
- Geben Sie vor, wieviele Fragen Sie beantworten
- Stellen Sie eine offene Frage
- Wiederholen Sie die Frage
- Bedanken Sie sich für die Frage und
- Kommen Sie zum Punkt
Wenn Sie diese Tipps bei Ihrer nächsten Präsentation berücksichtigen, schließen Sie nicht nur kraftvoll ab. Sie unterstreichen damit auch Ihre Kompetenz und verabschieden Ihr Publikum mit einem positiven, motivierenden Gefühl.
Schreiben Sie mir gern Ihre Erfahrungen oder hinterlassen Sie einen Kommentar, wenn Ihnen dieser Beitrag gefallen hat. Ich freue mich auf Ihre Meinung.