Kann jeder Storytelling lernen?

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Kann wirklich jeder Storytelling lernen? Oder muss man als Rampensau geboren sein, um gute Geschichten gut zu erzählen?

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Schliesslich bin ich nicht als Rampensau geboren. Du stellst Dich da einfach hin und beginnst zu erzählen. Das kann man nicht lernen, oder?“ Mittwochabend. Fragestunde beim Storytelling-Workshop. Vor mir sitzen Unternehmer, die ihre Dienstleistungen emotionaler verkaufen möchten. „Wenn Du bei meinem ersten Vortrag als Trainer dabei gewesen wärst, hättest Du wahrscheinlich eine andere Meinung“ antworte ich.

 Ram­pen­sau, die

  1. leidenschaftlicher Bühnenkünstler
  2. jemand, der, im Mittelpunkt stehend und andere in den Hintergrund drängend, in der Lage ist, durch seine Leidenschaftlichkeit mitzureißen

Ich kann verstehen, dass jemand schnell auf die Idee kommt: „Das kann man nicht lernen!“ Schliesslich sehen alle nur das Ergebnis und nicht den Prozess dorthin. Für mich ist die Antwort ganz klar: Sie brauchen nicht als Rampensau geboren zu sein. JEDER kann Storytelling lernen und andere mit Geschichten emotional berühren.

JEDER kann Storytelling lernen

Alle guten Geschichtenerzähler, die ich persönlich kenne, stecken eine Menge Arbeit in ihre Stories.

Bo Eason hat nach seiner aktiven Football-Karriere ein Theaterstück geschrieben. Als das Skript fertig war, hat er sich zweieinhalb Jahre Zeit genommen, um die Story auf die Bühne zu bringen. Die New York Times schrieb damals: Eines der beeindruckendsten Stücke des Jahrzehnts.

Im letzten Jahr bat seine Tochter ihn, das Stück an ihrer Schule zu spielen. „Natürlich habe ich ja gesagt. Dann habe ich mir das Theater für 60 Tage gemietet und jeden Tag 3 Stunden geübt. Für eine einzige Vorstellung.“ Ich habe selten jemand gesehen, der so präsent auf der Bühne ist.

Thomas Kreimeyer, der Entwickler des Stehgreif-Kabaretts, feilt immer wieder an den Stories, die er zwischen die Dialoge mit seinem Publikum einstreut. „Das hilft mir, den Punkt zu verdeutlichen, den ich machen will.“ Schauen Sie sich sein Programm unbedingt an, falls er in Ihrer Nähe spielt.

Bei meinem geschätzen Freund und Kollegen Chris Mulzer habe ich 2004 das erste Mal erlebt, wie jemand Informationen elegant über Stories vermittelt. Von ihm weiß ich, dass er sich regelmäßig die Aufzeichnungen seiner Workshops anhört, um die Geschichten noch wirksamer zu machen. „Ich will es einfach auf den Punkt bringen, deswege arbeite ich weiter daran.“

Diese Arbeit sieht niemand. Allerdings glaube ich, dass es genau dieses mehr an Arbeit, Fleiß und Einstellung ist, weshalb ihre Geschichten so gut sind.

Wie Sie Storytelling lernen können:

Wenn Sie packende Geschichten in Präsentationen, Verkaufsgesprächen oder auf Ihrer Homepage erzählen möchten, stellen Sie sich ganz einfach drei Fragen:

1. Was ist Ihre Story?

Sie brauchen etwas zum erzählen. (Das ist der Grund, weshalb ich gerne reise.) Sammlen Sie alle lustigen, peinlichen, skurrilen Erlebnisse, die Ihnen passieren. Merken Sie sich Geschichten von Kollegen, Mitarbeiter und Kunden. Mir ist egal, ob sie sich ein Notzibuch kaufen oder Ihre Geschichten in die Tastatur hacken. Fangen Sie am besten gleich damit an.

[Tweet „Ich erinnere mich nicht, wie viele Stories ich schon vergessen habe. Michael Geerdts.“]

2. Wie ist die Struktur Ihrer Geschichte?

Sie brauchen mehr als nur Anfang, Hauptteil und Schluß. Es gibt einen Unterschied zwischen einer Story und einer Geschichte, die Ihre Zuhörer berührt.

Packende Stories haben einen Spannungsbogen: Ein sympathischer Held steht vor einer Herausforderung und verändert sich dadurch im Laufe der Geschichte.

Erzählen Sie also nicht nur, was als nächstes passiert. Erzählen Sie, wie diese Ereignisse miteinander zusammenhängen. Edward Morgan Foster hat das in Aspects of the novel sehr schön beschrieben:

Der König starb, dann starb die Königin.
Das ist eine Reihe von Ereignissen.

Der König starb, und dann starb die Königin vor Kummer.
Jetzt haben Sie den Kern für eine emotionale Geschichte, an die sich Ihre Zuhörer noch lange erinnern werden. Das Grundmuster aller Pixar-Filme hält sich genau an dieses Erzählmuster.

3. Wie angenehm können Sie erzählen?

Eine gute Story mit einem packenden Spannungsbogen will auch gut erzählt werden. Wie schnell oder langsam sprechen Sie? Wie abwechslungsreich ist Ihre Sprachmelodie? Setzen Sie genügend Pausen, damit Ihre Zuhörer reflektieren können? Wie sehr lassen Sie sich von der Geschichte treiben und zeigen Ihre Emotionen?

Chris Mulzer hat einmal zu mir gesagt: „Nimm Dich mal auf und höre Dir an, wie Du sprichst. Und wenn Dir das nicht gefällt, dann denke daran, so hören alle anderen Dich auch.“ Das war einer der besten Tipps, die ich zu dem Thema bekommen habe. Viel gelernt im Bereich Stimme habe ich auch Monika Hein. Monika ist Sprechtrainerin und Sprecherin in Hamburg.

 

Jeder kann lernen gute Geschichten gut zu erzählen.

  1. Finden Sie eine Story, die es wert ist erzählt zu werden.
  2. Bauen Sie packende Spannungsbögen, um Ihr Publikum mit auf die Reise zu nehmen.
  3. Erzählen Sie so, dass Erwachsene wieder zuhören wie Kinder.

Zurück zur Fragestunde im Workshop. Die Teilnehmerin sieht mich an. „Das klingt eher wie ein Handwerk und weniger wie Zauberei oder Talent. Wenn Du das lernen konntest, kann ich das auch.“ Stimmen Sie ihr da zu?

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