Auf Reisen gibt es jeden Tag viel Neues zu entdecken. Und es gibt immer wieder Situationen, für die wir kein Rezept, keine Erfahrungen haben und nicht wissen, was zu tun ist. Was das mit Ihrer Kommunikation zu tun hat, erfahren Sie in diesem Artikel. Mein erster Besuch in einem japanischen Onsen war so ein Moment…. Kulturclash pur!
Kulturclash, der
das Aufeinanderprallen bestimmter kultureller Besonderheiten, Einstellungen o. Ä. und dadurch bedingte Missverständnisse oder Konflikte.
„Toll, das ist wie bei uns die Sauna.“ dachte ich. Weit gefehlt. Onsen bedeutet so viel wie heiße Quelle. Der Verhaltenskodex , der das soziale Leben in Japan regelt, ist hier weniger streng. Trotzdem fühlte ich mich teilweise komplett verloren.
„Das Onsen spielt in der japanischen Kultur eine wichtige Rolle.“ erklärt Chris, ein Teilnehmer unserer Reisetruppe. An der Kasse kaufen wir uns ein Tenugui, ein kleines Handtuch. „Das brauchst Du, um Dir zwischendurch den Schweiß abzuwischen. Und pass bloß auf, dass es nicht ins Wasser fällt.“ Wir werden gefragt, ob wir Tattoos haben. Zwei von uns bekommen große Pflaster zum abdecken. „Das ist skurill.“ denke ich mir.
Dann gehen wir in den Waschraum. Dort finden Sie an jedem Waschplatz eine kleine Bank und eine Waschschüssel. Links und rechts von mir wird sich eingeseift und geschrubbt, was das Zeug hält. Ich fühle mich ein bisschen eingeschränkt auf der niedrigen Bank und stehe zum abduschen auf. Plötzlich höre ich von links einen Wortschwall, der Mann gestikuliert wild. Anscheinend soll ich mich hinsetzen. Dass sich rechts gerade jemand rasiert ist okay.
„Füße abspülen!“ ruft Chris, kurz bevor ich ins Wasser steigen will. Nur zum Verständnis: Sie seifen sich 3 mal komplett ein und duschen sich ab. Dann gehen Sie die 3 Meter von der Waschecke bis zum Pool. Und dann müssen Sie sich die Füße noch einmal abspülen. „Normal ist das nicht.“ hätte ich fast gesagt. Aber wer bestimmt das eigentlich? Und ich kenne mich hier sowieso nicht aus. Platsch, fällt das Tenugui ins Wasser. Zum Glück hat das keiner bemerkt. Endlich entspannen…
[Tweet „Wenn nichts mehr geht, ist alles möglich. (aus Goldene Zeiten, 2006)“]Abgeschnitten von allen sozialen und kulturellen Referenzen. So fühlte sich das an. Ich konnte auf keine eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Kontrollverlust. Sie brauchen nicht gleich nach Japan zu fahren und ein Onsen zu besuchen. (Obwohl, wieso eigentlich nicht?) Vielleicht kennen Sie das Gefühl von „Ich weiß nicht, was zu tun ist. Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“ aus Präsentationen oder Kundengesprächen. Momente, in denen etwas passiert, mit dem Sie nicht gerechnet haben. Und was dann?
Was wäre wenn…
„Die spinnen doch! Ich mach´das nicht? Das ist doch nicht normal.“ sind Sätze, die Ihnen vielleicht in solchen Momenten einfallen. Natürlich ist Veränderung doof und es könnte so einfach sein, wenn nur die anderen… oder? Zumindest denke ich das manchmal.
Nur, wenn Sie keine Kontrolle haben, können Sie ja auch gleich aufgeben und den Moment umarmen. Wenn Sie mir schon länger folgen, wissen Sie: ich liebe Achterbahnen. Und ich mag den Ausspruch: „You´re not taking the ride – the ride takes you.“ Ist das immer einfach? Nein. Gelingt mir das immer? Nein.
Was ist also die Alternative? Auf meiner Meinung und meinen Erfahrungen beharren? Selbstherrlich zu glauben, ich weiß, was richtig ist? Wahrscheinlich nicht. Wenn es mir und Ihnen in solchen Momenten gelingt, unsere Komfortzone etwas zu öffnen und unsere Reaktion zu verändern, dann können wir wachsen und etwas lernen. Mitzumachen, auszuprobieren und irgendetwas zu tun. Zu schauen, wie andere denken und was für Ihr Gegenüber normal ist. Ich verspreche Ihnen, das bringt richtig Spaß. Wie ein Bad im Onsen oder eine wilde Achterbahnfahrt. Enjoy the ride.
Schreiben Sie mir gern Ihre Erfahrungen oder hinterlassen Sie einen Kommentar. Ich freue mich auf Ihre Meinung. Vielen Dank, dass Sie zu meinen Leser gehören.